Litauen - Unterwegs im Großraum Klaipeda

22. Oktober 2019

Wir erreichen die Grenze nach Litauen. Diesen baltischen Staat können wir leider nicht mehr ausgiebig bereisen, da wir unsere Tour verkürzen müssen. Die Fähre von Klaipeda nach Kiel ist gebucht, unsere Ostseeumrundung bleibt also unvollendet.

Die verbleibenden Tage nutzen wir, um zumindest noch ins Memeldelta zu fahren. Auf Straßen wechselnder Qualität, sprich von wirklich gut bis grottenschlecht, umfahren wir Klaipeda und weiter in südliche Richtung. Unser erstes Ziel soll Rusnes sein, ein sogenannter Hotspot für die Beobachtung des Vogelzugs bzw. der Überwinterung von beispielsweise Blässgänsen. Aber ohne Vorankündigung ist die Straße dorthin plötzlich gesperrt, eine Umleitung auf unbefestigten Wegen ausgeschildert. Diese ist zunächst auch noch gut befahrbar, dann geht sie in eine schaurige Schlaglochstrecke über. Bedingt durch die Regenfälle der letzten Zeit ist sie zudem noch extrem schlammig. Das soll jetzt noch viele Kilometer so weitergehen. Wir drehen um, da wir diese Strecke uns und vor allem dem MAN, der leider ein paar technische Probleme hat, nicht zumuten wollen. Nach etwa zwei Stunden sind wir wieder da angekommen, wo die Umleitung gestartet ist. Mittlerweile schüttet es wieder, außerdem stürmt es heftig. Also suchen wir uns ein etwas geschütztes Plätzchen und hoffen für den nächsten Tag auf besseres Wetter.

Zunächst regnet und windet es am nächsten Morgen noch, aber später klart es dann auf. Wir besuchen Ventes Ragas, zu Deutsch Windenburger Eck, eine Landzunge, die ins Kurische Haff ragt. An der Spitze steht ein alter Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert, der nicht mehr in Betrieb ist, aber bestiegen werden kann.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier eine Vogelwarte errichtet. Heute werden in der Ornithologischen Station das ganze Jahr über Vögel beringt. Zur Zeit des Vogelzugs im Frühjahr und vor allem im Herbst ziehen hier große Scharen vorbei und werden in riesigen Netzen gefangen. Anders als am Kabli Bird Observatory ist Hochbetrieb. Später lesen wir im Internet, dass an diesem Tag mehr als 5.000 Vögel, viele davon verschiedene Meisenarten, beringt worden sind. Individualtouristen sind so gut wie keine hier, aber mehrere Schulklassen besuchen die Station. Wir fragen uns, ob der unzweifelhaft vorhandene Stress der kleinen Tiere noch dadurch erhöht werden muss, dass jedes der Kinder nach erfolgter Beringung mal eben ein Vögelchen streicheln darf.

Am Nachmittag fahren wir noch ein wenig umher, sehen mehrere Seeadler und weit draußen auf dem Wasser auch rastende Gänse. Der kleine Ort Minijos mit den hübschen Häusern gefällt uns ausgesprochen gut.

Mittlerweile regnet es schon wieder. Wir fahren zum gestrigen Platz, werden wie schon mehrfach letzte Nacht heute schon bei Helligkeit von Liebespärchen beehrt. Während unserer wenigen Tage hier in Litauen gibt es häufiger Probleme an den Stellplätzen. Auch hier im Land gibt es viele Privat-Schilder, stehen kann man in dieser Gegend eigentlich nur auf Picknickplätzen u.ä. Und diese werden häufig besucht von alkoholisierten Jugendlichen, die hier weiter trinken, Party machen oder eben ... siehe oben. Wir fahren davon, stellen uns an einen Feldweg an einem kleinen See, zwar nahe der Straße, aber nachts fährt hier quasi nichts. Und hier herrscht Ruhe! Am nächsten Morgen können wir sogar noch einige Vögel beobachten. Ein Spaziergang auf einem Naturlehrpfad bringt leider nichts; der Beobachtungsturm ist wegen Baufälligkeit gesperrt.

Dann geht es noch einmal zur Ornithologischen Station. Das Wetter hat sich wieder etwas gebessert, zumindest für ein paar Stunden. Das Gelände der Station sowie die Gewässer werden von vielen Vögeln auch zur Rast genutzt, so dass sich für den ornithologisch Interessierten gute Möglichkeiten für Beobachtungen ergeben.

Außerdem noch einmal Gelegenheit, die Arbeit in der Beringungsstation zu beobachten. Auch heute ist hier Hochbetrieb, werden mehr als 5.000 Vögel quasi im Akkord beringt. Der "Spitzenreiter" hat am Ende des Tages fast 1.500 Beringungen vorgenommen. Wieder fragen wir uns, ob es wirklich erforderlich ist, solche Mengen zu fangen. In kleinen Kisten harren die Tiere teilweise dichtgedrängt aus, bis sie "dran" sind. Zumindest müssen sie sich heute nicht auch noch streicheln lassen.

Heute übernachten wir direkt auf dem Parkplatz vor dem Gelände der Station. Nicht sehr schön, aber hier gibt es zumindest keine Störungen. Außerdem ist so am Abend zum Sonnenuntergang noch ein Spaziergang hinaus auf die Landzunge möglich. In der Beringungsstation ist Ruhe eingekehrt.

Unsere Fähre geht am nächsten Tag erst am späten Abend. So verbringen wir noch Zeit auf einem Picknickplatz am Kurischen Haff mit schönem Blick aufs Haff und die Kurische Nehrung. Auch hier Gelegenheit, Vögel zu beobachten. Über uns ziehen Gänseschwärme hinweg.

Als am frühen Nachmittag die erste Gruppe bepackt mit Alkohol eintrifft, machen wir uns auf den Weg nach Klaipeda zur Fährstation. So eng einparken wie hier auf dem Schiff mussten wir noch nirgendwo. Wir beziehen unsere Kabine. Abgesehen von einigen Stunden unruhiger See zu Beginn haben wir eine ruhige Überfahrt. Nach gut 20 Stunden erreichen wir Kiel.

 

Fazit unserer (nicht ganz vollständigen) Ostseerunde

Schweden und Finnland waren wie gewohnt und jetzt in der Nachsaison eigentlich sogar noch schöner als früher, da kaum Touristen unterwegs waren. Mücken, im Sommer die große Plage, waren so gut wie keine mehr unterwegs, so dass man sich gut draußen aufhalten konnte. Die Wetterlage war recht stabil, die Temperaturen angenehm. Und obwohl wir schon so oft dort gewesen sind, gibt es immer wieder noch Neues zu entdecken, z.B. die Via Karelia in Finnland. Die Fährfahrt von Travemünde nach Malmö bzw. Travemünde oder Rostock nach Trelleborg (Finnlines oder TT Lines) ist auf jeden Fall allen anderen Varianten der Anreise nach Skandinavien vorzuziehen. Mit einem großen Fahrzeug wie unserem MAN ist es sogar preiswerter als andere Anreisevarianten.

Nun zu den baltischen Staaten. Fangen wir mit der Fähre von Helsinki nach Estland an. Man kann viel Geld sparen, wenn man nicht die "üblichen" Fährgesellschaften bucht, die aus dem Zentrum Helsinkis direkt nach Tallinn übersetzen, sondern bei Eckerö Line das Schiff Finbo Cargo wählt. Diese LKW-Fähre, die auch "normale" Fahrzeuge mitnimmt, fährt verkehrsgünstig aus dem Helsinki-Vorort Vuosaari ab und legt nicht in Tallinn, sondern etwas östlich in Muuga an. Hier haben wir etwa die Hälfte des Tarifs der anderen Schiffe gezahlt.

Die baltischen Staaten sind als EU- und Euro-Mitglieder problemlos zu bereisen. Bei den Straßen gibt es alles: von super neugebauten Schnellstraßen bis zu Rumpelpisten aus der Sowjetzeit und (oft gut fahrbaren) Schotterpisten gibt es alles. Die Kennzeichnung auf den Karten lässt nicht unbedingt auf den Zustand schließen. Nach unseren Maßstäben ist die Verkehrsdichte gering. Diesel ist in Litauen am billigsten, gefolgt von Lettland, danach Estland. Estland und Lettland haben uns sehr gut gefallen, unsere Eindrücke von Litauen beziehen sich nur auf den Großraum Klaipeda und sind deshalb sicher keine Grundlage für einen Gesamteindruck des Landes. In allen Ländern gibt es viel Privatland, so viele Schilder "Privat" haben wir selten gesehen. Trotzdem war es in Estland und Lettland in der Regel kein Problem, gute Stellplätze zu finden. In Litauen sollte dies abseits der großen Städte eigentlich auch möglich sein. Unsere Erlebnisse im Großraum Klaipeda sind sicher nicht repräsentativ bzw. waren Pech. An gleicher Stelle haben andere Reisende in der Nacht zuvor völlig problemlos übernachtet. Wir können uns auf jeden Fall gut vorstellen, diese Region auf weiteren Reisen zu besuchen.

Eine Besonderheit wollen wir aber noch erwähnen. Bereits im Süden Finnlands fing ein Ärgernis an, dass sich in den baltischen Staaten noch intensiver fortsetzte und uns bisher noch nirgendwo begegnet ist. Wie schon erwähnt, gab es erfreulicherweise kaum noch Mücken. Vereinzelt hatten wir in den ausgedehnten Wäldern mit Zecken zu tun. Aber die Hirschlausfliege, die auch "Fliegende Zecke" genannt wird, kannten wir noch nicht. Diese blutsaugenden Insekten fliegen gezielt Wildtiere, aber auch den Menschen an, hier landen sie bevorzugt im Nackenbereich. Haben Sie einen Wirt erreicht, brechen die Flügel an Sollbruchstellen ab. Die Bisse (sie bohren sich wie die Zecken in die Haut und saugen Blut) sollen sehr schmerzhaft sein, zu lang andauernden Entzündungen führen. Viele tragen ein Bakterium in sich, inwieweit dies wie die Borrelien bei den Zecken für den Menschen gefährlich werden kann, ist noch nicht bekannt. Gottseidank merkt man in der Regel das Landen, und man kann sie entfernen, bevor sie in die Haare kriechen und sich zum Saugen festsetzen.

 

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