Von Marrakech über den Hohen Atlas zum Erg Chebbi

Oktober 2014

Zum ersten Mal fahren wir mit dem Großen Wagen nach Marokko. Für die Anreise wählen wir die Fährüberfahrt mit Grimaldi Lines von Livorno, Italien nach Tanger, da sie bedeutend preiswerter ist als Grandi Navi Veloci von Genua. Das Schiff, die Ikarus Palace, kennen wir von früheren Überfahrten mit Camping an Bord nach Griechenland. Wir sind gespannt, in welchem Zustand die Fähre sein wird und werden angenehm überrascht. Das seemännische Personal ist griechisch, das Schiff scheint gut gewartet zu werden. Die Kabinen sind schlicht, aber ausreichend groß und vor allen Dingen sauber. Das Essen an Bord ist ordentlich und nicht hoffnungslos überteuert. Trotz der Tatsache, dass es rappelvoll ist, verläuft die Überfahrt ruhig und angenehm. Außer uns sind nur einzelne Touristen an Bord, das Gros sind Marokkaner auf der Heimreise - abenteuerlich, wie die Fahrzeuge beladen sind.

Tanger erwartet uns mit Regen, es ist relativ kühl. Die Abfertigung im modernen Hafen Tanger Med verläuft reibungslos und schnell. Schnell noch Geld getauscht, eine Telefonkarte gekauft, Einkauf im Marjane Supermarkt, dann geht es auf der Autobahn nach Süden. Wir müssen schnell nach Marrakech, da wir dort Mitreisende am Flughafen abholen müssen. Unterwegs werden wir immer wieder von abenteuerlich beladenen Mitreisenden überholt. Eine Zwischenübernachtung auf dem netten Campground in Moulay Bousselham, am nächsten Abend ist Marrakech erreicht.


Der Camping Le Relais de Marrakech ist recht nett angelegt, bietet viele Annehmlichkeiten wie saubere Sanitärgebäude, einen schönen Swimmingpool, ein gutes Restaurant, und ist deshalb trotz Nebensaison schon ganz gut belegt.

Leider werden wir mehr Tage als geplant hier verbringen, da am Morgen unseres Tourbeginns der Anlasser im Truck unserer Freunde den Geist aufgibt. Ein neuer muss aus Deutschland her, was sich durch Feiertag, Wochenende und das hier in Marokko stattfindende Hammelfest verzögert. Die Wartezeit überbrücken wir mit Tagestouren in den Hohen Atlas, fahren zum Pass Tizi-n-Test, der relativ wenig von Touristen besucht wird. Die Temperaturen hier in gut 2.000 m Höhe sind deutlich angenehmer als im heißen Marrakech. Außerdem geht es ins Ourika-Tal und weiter hinauf nach Oukaimeden auf mehr als 2.600 m Höhe. Jetzt im Sommer wirkt der Wintersportort ein wenig trostlos, nahezu alles ist geschlossen. Aber die Anfahrt führt durch schöne Berglandschaft. Für beide Touren gilt: Großartige Landschaften, sehenswerte kleine Ortschaften, freundliche Menschen entschädigen uns ein wenig für den Zwangsaufenthalt.


Natürlich bummeln wir auch durch Marrakech. Hier sind wir überrascht von der angenehmen Atmosphäre. Die aggressive Anmache, die in vielen Reiseführern beschrieben wird, erleben wir nicht. Man hat Zeit und auch Gelegenheit, ausgiebig zu schauen.

Die eigentlich geplante Route müssen wir ändern, da der Anlasser nach Agadir geschickt wird. Wir wollen nicht länger in Marrakech warten, da die Feierlichkeiten anlässlich des Hammelfestes immer noch andauern und ein Liefertermin hierher ungewiss ist. Also machen wir uns auf den Weg nach Agadir, wo der Anlasser dann auch sofort von einem guten Mechaniker eingebaut wird. Wir sind wieder mobil, müssen aber aufgrund der nunmehr sehr begrenzten Zeit unserer Freunde bei der geplanten Route Abstriche machen.

Über Taroudant fahren wir auf grottenschlechter Straße (da Baustelle) in den Hohen Atlas. Zunächst ist die Strecke langweilig, aber später wird es deutlich interessanter. Die weitere Fahrt führt uns durch eine großartige Berglandschaft. Teilweise fühlen wir uns an den Südwesten der USA erinnert.

Schon früh am Morgen sind wir am UNESCO Weltkulturerbe Ait Benhaddou. Der alte Ksar war verlassen und drohte völlig zu zerfallen. Erst seit die UNESCO ihn 1987 als schützenswert deklarierte, begannen erste Restaurierungsarbeiten. In mühevoller Arbeit wurden einige der schönen Gebäude wieder instandgesetzt. Nicht so gut gefällt uns die teilweise GFK-Methode der Restauration - von außen sieht es ganz OK aus, aber mit "echt" hat das absolut nichts zu tun. Heute ist der Ksar eine Art Museumsdorf. Außer uns ist fast noch niemand unterwegs, wir können wieder unbehelligt durch die Gassen bummeln. Eine tolle Anlage!


Die Straße der Kasbahs - so bezeichnet man den Abschnitt zwischen Ouarzazate und Er Rachidia - führt durch großartige Landschaft und, wie der Name schon sagt, immer wieder an mehr oder weniger verfallenen Kasbahs vorbei. Einige wenige werden bzw. sind restauriert. Schade, dass die Marokkaner so viele dieser schönen Bauten verfallen lassen - ein wichtiges Kulturerbe geht so verloren.


Es zieht sich immer weiter zu. Mittags dann ein heftiges Gewitter. Und es regnet immer weiter. Eigentlich wollten wir durch die Dades-Schlucht fahren, dann anschließend über Piste die Querverbindung zur Todra-Schlucht. Das können wir bei der Wetterlage vergessen. Also erst einmal aussitzen. Der schöne Campground Ksar Kaissar ist leider geschlossen, deshalb bleibt uns nur der Soleil Bleu in Boulmalne Dades. Die Lage ist schön, aber der Platz ist eine Baustelle. Bezahlen für fast nichts, aber zumindest ist es ruhig.


Eine Anmerkung zum Übernachten. Eigentlich stehen wir lieber frei, suchen Campgrounds nur dann auf, wenn es nicht anders geht. Auf dieser Reise haben wir bisher häufiger einen Campingplatz aufgesucht. Einerseits ist Nebensaison, es ist nur wenig los, andererseits kosten sie zumeist nur kleines Geld. Aber der Hauptgrund ist, dass man in den Touristengebieten auf dem Campingplatz seinen "Feierabend" unbehelligt verbringen kann, ohne ständig neugierige oder auch bettelnde Kinder in Scharen um sich herum zu haben.

Am nächsten Morgen sieht das Wetter wieder gut aus - ideales Schluchtwetter. Auf den Bergen liegt Neuschnee. Die Dades-Schlucht gefällt uns ausgesprochen gut, nur wenige Touristen sind unterwegs. Da wir wie immer früh starten, sind wir sogar quasi alleine unterwegs. Zunächst geht es durch ein Tal. Da, wo die Schlucht zu eng wird, geht es in steilen Serpentinen hinauf. Von der dann folgenden Strecke schaut man von oben in die imposante Schlucht hinein. Wir sind begeistert!

Ganz anders dann die Todra-Schlucht. Hier fährt man zumeist unten in der Schlucht. Morgens halten sich die Touristenmengen noch in Grenzen, sämtliche Souvenirstände sind noch geschlossen. Wir fahren bis kurz hinter Tamtatouchte. Hier wird intensive Landwirtschaft betrieben. Im Ort Lehmbauten, außerdem ein typischer Friedhof, den man auf den ersten Blick nicht als solchen erkennt. Bei der Rückfahrt ist dann bedeutend mehr los. Auch diese Schlucht ist sehr schön, uns hat aber die Dades-Schlucht besser gefallen.




Wir nähern uns der Wüste. Überall wird nach Wasser gebohrt. In den Oasen wird durch ausgeklügelte Systeme bewässert.

Als gemeinsame Unternehmung mit unseren Freunden ist zeitlich nur noch ein Abstecher zum Erg Chebbi möglich. Wir wollen das Dünengebiet auf der Ostseite umfahren. Die Westseite ist sehr touristisch, da gut erschlossen. Die Ostseite hingegen ist nur mit entsprechend geländegängigen Fahrzeugen befahrbar. Wir starten von Merzouga aus, vorbei am Café Nomad Palace. Sobald wir das Basiscamp einer stattfindenden Rallye hinter uns gelassen haben, sind wir alleine unterwegs. Tiefsandige Pisten bringen uns entlang der schönen Dünen zum Nordrand. Mitten im Sand plötzlich Sträucher: Calotropis wächst dort, wo unterirdisch Wasser verläuft. Da die Pflanze sogar leicht salziges Wasser verträgt, ist sie auch hier in Südmarokko häufig zu finden.


In Erfoud trennen wir uns von unseren Freunden mit dem Mercedes Truck, fahren noch einmal in den Hohen Atlas. Doch davon im nächsten Bericht mehr.

Hier geht es weiter: Vom hohen Atlas in den Anti Atlas

Aktuelles

 

 

Überwintern auf den Kanaren 2023/2024

28. März 2024

 

Für die Rückreise beschließen wir, mehr oder weniger die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg zu fahren, allerdings mit einigen Abweichungen. Wir wollen nämlich noch uns bisher nicht bekannte Ziele ansteuern.

 

 

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25. März 2024

 

Nach 105 Tagen auf den Kanaren haben wir unsere Erfahrungen zusammengefasst. Vieles war positiv, aber insgesamt überwiegen die negativen Eindrücke zu einer Überwinterung mit dem Wohnmobil auf den Kanarischen Inseln.

 

 

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15. März 2024

 

Als letzten Teil der Insel erkunden wir den Norden Lanzarotes. Da wir vor der Fährfahrt zurück nach Spanien Festland noch etwas Zeit haben, steuern wir auch noch einmal einige Ziele an, die wir bereits besucht haben.

  

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